Die Consense 2011 – Internationale Fachmesse und Kongress für nachhaltiges Bauen, Investieren und Betreiben – stand am 29. und 30. Juni ganz im Zeichen des Themas Bestandsbauten. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass der Großteil der vorhandenen Immobilien Altbauten sind. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung unterlagen sie zumeist keinen Anforderungen an die Wärmedämmung. Dementsprechend bietet die Steigerung der Energieeffizienz dieser Gebäude das größte Einsparpotential: Bestandsbauten verbrauchen gegenüber Neubauten ein Vielfaches an Energie zur Raumheizung und Warmwasserbereitung. Die Consense wird gemeinsam von der Messe Stuttgart und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) e.V. ausgerichtet.
Die Beiträge im Plenum als auch in den Workshops des Kongresses reichten von Visionen bis zu konkreten Lösungen. Zur Eröffnung sprachen Prof. Dr. Michael Braungart, Leiter der EPA Internationale Umweltforschung GmbH, und der kanadische Designer Bruce Mau. Sie beschäftigten sich mit den übergeordneten Fragestellungen des nachhaltigen Bauens, dem Denken in Materialkreisläufen und dem Stellenwert des Designs zur erfolgreichen Etablierung einer neuen Baukultur. Hier sind ebenso ganzheitliche wie interdisziplinäre Betrachtungen wichtig. Dies wurde in den folgenden Vorträgen und Workshops vertieft. Praxisbeispiele von Einzelbauten bis hin zum Städtebau, Handlungsempfehlungen und –hilfen sowie Initiativen veranschaulichten das Ganze.
Der erste Tag endete mit der Verleihung neuer DGNB Zertifikate und Vorzertifikate für 15 vorbildlich geplante und realisierte Objekte. Neben Neubauten mit den Nutzungsprofilen „Büro- und Verwaltungsgebäude“, „Handelsbauten“ und „Industriebauten“ geht erstmals ein Vorzertifikat an eine Mischnutzung. Damit steigt die Zahl der von der DGNB ausgezeichneten Gebäude auf 211.
Darüber hinaus ergaben sich bei der DGNB einige Neuerungen, unter anderem: Hermann Horster verstärkt des Präsidium im Bereich Immobilienwirtschaft. Mit dem „DGNB Navigator“ können Planer Informationen zu Bauprodukten und deren technischen Eigenschaften sowie ihre ökologische, ökonomische und gesundheitsrelevante Qualität online abrufen. Sämtliche Informationen sind auf den DGNB Kriterienkatalog abgestimmt.
Die „DGNB Bestandsanalyse“ erlaubt einen Überblick über den Zustand bestehender Gebäude. Sie soll dazu beitragen, mit einem überschaubaren Aufwand ein möglichst umfassendes Bild der Gebäude im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit zu gewinnen. Dazu zählen bauliche Aspekte ebenso wie die Anlagentechnik und die Bewirtschaftung. Das neue Instrument steht ab sofort für Büro- und Verwaltungsbauten bereit, ebenso wie das neue DGNB Zertifizierungssystem für Bestandsgebäude. Dieses bewertet eine Immobilie anhand von sechs Qualitäten: Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Aspekte, Prozesse, Technik, Standort.
Das Zertifizierungssystem der DGNB ist mittlerweile international gefragt. Ziel der DGNB sei es deshalb auch, ein einheitliches, deutsches Bewertungssystem anzustreben. Neben der DGNB bieten derzeit noch die Zertifizierung Bau e.V. und der TÜV SÜD Zertifikate an – parallel zu anderen bekannten internationalen Standards wie EU-GreenBuilding, BREEM, LEED und nationalen Systemen wie beispielsweise MINERGIE in der Schweiz.
Die Messe mit Kongress festigte in ihrem vierjährigen Bestehen ihren Ruf als Treffpunkt der Vorreiter des nachhaltigen Bauens: Die Anzahl der Besucher betrug erstmals über 2.100, mehr als 100 Aussteller beteiligten sich an der Fachmesse und rund 80 Referenten sorgten bei dem hochkarätigen Kongress für neue Impulse. Der ideelle Träger der Consense, die DGNB, verzeichnet im Juni über 1.000 Mitglieder. Wie bedeutsam das Thema „Nachhaltigkeit“ und „Einsatz erneuerbarer Energien“ zukünftig sein wird, zeigte sich am 30. Juni: Der Bundestag besiegelte am zweiten Tag der Veranstaltung den beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie.
Die Messe Stuttgart und die DGNB wollen weiter aktuelle Entwicklungen, Tendenzen und Trends präsentieren sowie Experten, Aussteller und ein internationales Fachpublikum miteinander ins Gespräch bringen. Hierbei sollte der Umwelt- und Wirtschaftsfaktor „Nachhaltiges Bauen“ mit einer Steigerung der Lebensqualität einher gehen. Die Consense 2012 findet am 19. und 20. Juni in Stuttgart statt.
Nähere Informationen finden sich auf den Webseiten der DGNB und der Messe Stuttgart.
Bilder von der Consense 2011 sind ebenfalls verfügbar.